Abhängigkeit (umgangssprachlich Sucht) bezeichnet in der Medizin das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung einer Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen eines Individuums.
Das Bundesverfassungsgericht hat 1968 in einem Urteil Sucht als Krankheit anerkannt.
Für Abhängige bedeutet das: Sie müssen sich nicht schämen, abhängig zu sein. Sucht ist keine „Willensschwäche“, sondern eine Krankheit, für die ein umfangreiches Behandlungsgebot vorgehalten wird. Allerdings liegt es in der Verantwortung des abhängigen Menschen, etwas gegen seine Suchtkrankheit zu tun.
Die psychosoziale Definition beschreibt die Sucht als ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Glücks-, Erlebnis- oder Bewusstseinszustand.
Wer ein Suchtmittel nimmt, möchte damit entweder Lustgefühle herbeiführen oder Unlustgefühle wie Unruhe, Trauer oder Wut vermeiden.
Damit ein Verhalten als Sucht bzw. Abhängigkeit gilt, sind Kriterien (nach ICD-10) aufgestellt worden:
Sind drei der oben genannten Punkte im Laufe eines Jahres aufgetreten, gilt ein Mensch als abhängig.
Co-Abhängigkeit
Wie erkenne ich, ob ich unter der Sucht eines suchtkranken Menschen leide?
Dort, wo ein Familienmitglied, ein guter Freund oder ein Arbeitskollege abhängig ist, gibt es Menschen, die unmittelbar von den Auswirkungen der Suchterkrankung betroffen sind. Sie sind mit betroffen. Von daher wird in der Suchtkrankenhilfe von einem Suchtsystem und der Familienkrankheit "Sucht" gesprochen. Die Suchterkrankung eines Menschen beeinflusst sein gesamtes Umfeld. Die Angehörigen beschäftigen sich mit den Problemen des/ der Abhängigen. Sie versuchen Hilfestellungen zu geben. Sie warnen und ermahnen, um dann doch wieder zu schützen, zu erklären und zu rechtfertigen. Dieses Verhalten wird als Co-Abhängigkeit bezeichnet.
Beispiele:
· Der Mann, der seine Kollegin nicht verraten möchte, wenn diese schon wieder betrunken zur Arbeit kommt und er deshalb für sie Arbeiten übernimmt, für sie lügt...
· Die Frau, die ihrer Freundin immer und immer wieder zuhört, für sie Termine "sausen" lässt, sogar nachts für sie Zeit hat, mit deren Partner "verhandelt", weil die Freundin es wegen ihrer Abhängigkeit nicht mehr kann...
· Das Kind, das putzt, wäscht, kocht usw., damit die Familie zusammengehalten wird, während die Mutter sich mit Tabletten betäubt...
· Die Ehefrau, die sich für ihren Mann Alibis ausdenkt, ihn von den Kindern und Nachbarn entschuldigt, ihn abends aus der Kneipe abholt...
· Die Mutter, die für ihren Sohn wiederholt Kredite aufnimmt und (Spiel-)Schulden begleicht...
All diese Menschen zeigen co-abhängige Verhaltensweisen.
Quelle: http://bke-suchtselbsthilfe.de/index.php/suchtselbsthilfe/angehoerige